Dresden 1945

Eigentlich wollte ich über was ganz anderes schreiben. Aber irgend etwas tief in mir drin, war der Überzeugung dies nicht zu tun. Komm, Stefan, ein bisschen geht immer. Na gut! Kennt ihr den Film „The Town“ aus dem Jahr 2010 von Ben Afflek? Ja, genau Ben Affleck führte hier Regie und war zeitgleich der Hauptprotagonist des Streifens. Ich selbst sah diesen Film noch nie, aber eine Szene daraus ist legendär. Doug, alias Ben Affleck steckt in Schwierigkeiten und geht zu seinem Freund James, gespielt von Jeremy Renner. Ja, genau der. Freunde der Avengers, wissen wer er ist! „Ich kann dir nicht sagen, um was es geht geht, aber wir werden einigen Menschen sehr weh tun müssen“ so oder so ähnlich die Worte Dougs zu seinem Freund. Der überlegt kurz und meint dann „Wessen Auto nehmen wir“! Genial! So funktioniert es und NICHT anders. Keine Rückfragen und vor allem kein Sarkasmus!

Genug hierzu – zurück zum eigentlichen Artikel. Nein. Stopp! Ich selbst halte Ben Affleck für den besten Darstellers der Figur des Batman`s. Der mir vorliegende Kalender für das Jahr 2025 zeigt mir unmissverständlich auf, dass meine „Andalusien-Tour“ in gut 5 Wochen starten wird. Irgendwie kann ich mir das noch nicht so wirklich vorstellen. 270 km (…es werden sicherlich 300 km werden) liegen dann vor mir. Vorgabe meinerseits ist es, die Strecke in 10 Tagen zu absolvieren. Geschlafen wird im Zelt, mit Ausnahme von Tag 5 auf Tag 6 – hier gönne ich mir ein Hotel. Werde versuchen relativ autark unterwegs zu sein. Nahrungsmittel nur in Form einer Notration, da wohl einige Einkaufsmöglichkeiten auf dem Weg liegen.

Meine Ausrüstung ist komplett. Gut, das Zelt habe ich noch nicht in freier Wildbahn getestet, aber der Probeaufbau im heimischen Wohnzimmer verlief problemlos. Was mir ein wenig Sorge bereitet, ist meine körperliche Verfassung. Zu viele Zigaretten fanden den Weg in meine Lunge und auch das ein oder andere Bier gesellte sich dazu. Natürlich nicht in die Lunge, sondern in ein Nachbarorgan. Pflegen Organe aktive Nachbarschaft? Ich denke Ja, schliesslich kommunizieren alle mit Hilfe unseres Hauptrechners, auch bekannt als Gehirn. Ich glaube auch, dass mich die zurückliegenden Monate voluminöser erscheinen lassen. So mancher Jackenreissverschluss führt beim Schliessen einen kurzen Zwischenstopp aus. Vor einigen Monaten war davon nicht zu merken.

Grundsätzlich bin ich jedoch überzeugt, dass ich auch diese Tour schaffen werde. Ohne jetzt übermütig zu werden oder gar anzugeben, weiss ich was ich zu leisten vermag. Alle erdenklichen Szenarien habe ich schon „geübt“, bzw. erlebt. Gut, es fehlt noch ein Kampf mit einem Eisbären und ein 30 km Marsch mit offenen Oberschenkelknochenbruch, aber man muss ja auch nicht übertreiben. Ein Eisbär im südlichen Spanien, wohl kaum möglich. Die Sache mit dem Oberschenkel wäre aber durch aus denkbar.

Wisst ihr auf was ich jetzt Lust hätte? Panierten Blumenkohl! Den gab es oft bei uns zuhause. Selbstgemacht habe ich diese Köstlichkeit aber noch nie! Lag wohl daran, dass bei der Zubereitung die Küche, das Kochfeld aussieht wie Dresden 1945. Wo krieg ich jetzt Blumenkohl her? Und Semmelbrösel, also die Brösel einer Semmel? In Franken sagt man übrigens zu Semmeln Brötla, also Brötchen. Dennoch heissen die Semmelbrösel im nördlichen Bayern auch Semmelbrösel bzw. Semmelbrösela und nicht Brötlabrösela!

Und Ja. Ich habe eine Waage, sogar eine Personenwaage. Die steht, besser gesagt liegt, im Badezimmer. Am Leben gehalten wird diese durch sogenannte Knopfzellen, den Nazis unter den Batterien. Tausend verschiedene Ausführungen, zum verzweifeln. Meine Waage verweigert mir aufgrund fehlender Spannung schon seit Wochen die Preisgabe meines Gewichts. Vielleicht ist sie aber auch nur ehrlich und zeigt deswegen lieber nichts an.

Fakt ist, dass ich 5 Wochen Zeit habe, meinen „geschundenen“ Körper zu reaktivieren. Nicht sehr lange, aber ein durchaus realistisches Ziel. Weniger rauchen, das Bier bleibt im Kühlschrank oder besser noch im Ladenregal.

Euer Stefan