Antequera – Tarifa | Teil 1

Schon seit über einer Woche wieder daheim. Mein rechtes Bein schmerzt noch immer ein wenig. Genauer gesagt das Schienbein! Eine „schöne“ Erinnerung! Ein paar Zahlen.
  • 9 Tage
  • 275.11 km
  • 5`692 Höhenmeter
Im Durchschnitt also 30.57 km und 632 Höhenmeter pro Tag. Rein die Laufstrecke betrachtet gab es keine Probleme. Was jedoch stresste, waren die Höhenmeter. Ein ständiges Auf und Ab. Freute man sich über einen luftigen Abstieg, warnte der Verstand bereits wieder vor einem kräftezehrenden Anstieg. Tiefpunkte waren Tag 3 und ein Drecksweg an einer Bahnlinie entlang. Landschaftlich konnte die Tour überzeugen. Ständig wechselte Landschaften mit fantastischen Blicken in die Weite Andalusiens. Die gewählte Ausrüstung war in Ordnung. Basisgewicht war rund 10 kg, wobei ich immer mit 3.5 Litern Wasser startete. Mit diesem Gesamtgewicht spürte ich den Rucksack deutlich, war aber durchaus erträglich.
Was sich negativ auswirkte, war das fehlende Training. Gerade meine Rückenmuskulatur war bzw. ist auf dem Stand von einem 96-jährigen, einäugigen Faultier, welches sich mittels Rollator durch die Gänge eines Pflegeheimes bewegt. Vor meinen Touren in Norwegen (2023) und Portugal (2024) begann mein Tag mit 30 bis 40 Liegestützen und einem grossen Glas lauwarmen Wasser. Zur Morgenroutine 2025 zählen zwei Tassen Kaffee und drei Kippen. Die einzige „sportliche“ Betätigung ist die TV-Fernbedienung vom Sofa in das daneben stehende Regal zu legen. Nicht gut! Ja, gut für die Fernbedienung, aber nicht für meinen Körper. Änderungen müssen her!
Grundsätzlich sind die freien Tage im Jahre eines Berufstätigen begrenzt. Das ist Fakt! Und somit auch meine. Ich musste also genannte 9 Tage investieren, um 275 km zu „geniessen“. Angenommen ich könnte die Tageskilometer mittels eines mechanischen Hilfsgerätes verdreifachen, also anstelle von 30 km pro Tag, 90 km pro Tag, wäre die Summe des Erlebnisses 810 km bei gleichbleibender Tagesanzahl. Der Name eines solchen Hilfsgerätes: Fahrrad!
Hmm, soll ich mir ein Fahrrad kaufen? Also vom Hiking auf Bikepacking umstiegen. Ich hasse grundsätzlich Anglizismen, aber in diesem Kontext sind diese angebracht. Vor allem, wenn es um den Fahrradtyp geht, mit welchem solche Touren i.d.R. durchgeführt werden. Dem Gravelbike! Also, einem Schotterfahrrad! Geometrisch grob an ein Rennrad angelehnt, jedoch robuster, um abseits geteerten Strassen unterwegs zu sein. Also auf Schotterpisten, Waldwegen, etc.!
Ich hatte schon mal ein Fahrrad und eine wilde Fahrt damit noch in fester Erinnerung. Die Wolfskehle (…die Höll) in meiner Geburtsstadt Kulmbach. Zwei Autos nebeneinander gerade noch so möglich. Rechts, stadteinwärts betrachtet, ein tiefer Graben mit einem Bach (…Kohlenbach). Mein Tempo lt. Tacho: 70 km/h. Brauchte, aufgrund den Kurven, die komplette Strasse. Wäre mir ein Auto entgegen gekommen, würde dieser Artikel wohl nicht zu lesen sein. Starkes Abbremsen mittels Felgenbremsen war erforderlich, als man vom Asphaltbelag auf Kopfsteinpflaster wechselte. Genau an dieser Stelle gab es seiner Zeit eine Bäckerei mit einem Zigarettenautomaten an der Hauswand.
Und hier, in diesem Zusammenhang, noch ein Ausflug in meine Vergangenheit. Meinen Kumpels und mir war langweilig. Der Biervorrat neigte sich dem Ende zu, langsam verabschiedete sich der Tag. Sinnbefreite Worte im Raum. Plötzlich stand einer auf und schnappte sich die „Fünfziger“ von Heinzi, dem Bruder vom Schlitzer. Heinzi bzw. wir alle bekamen davon erstmal nichts mit – bis der Motor aufheulte! Kurz in die Runde blickend, erkannten wir, dass Wolfgang fehlte. Stockbesoffen, ohne Führerschein, dafür aber auch ohne Helm, drehte er seine Runden durch die Altstadt. Das Röhren des „aufgemotzten“ Motorrads hallte durch die beginnende Nacht. Dann plötzlich ein dumpfer Knall und Stille! Wolfgang? Wir beschlossen, ihn zu suchen! Irgendein Gefühl bewog uns, die korrekte Richtung für die Suche einzuschlagen.  Nach gut 10 Minuten fanden wir ihn und das Motorrad. Wolfgang lag auf dem Kopfsteinpflaster, seltsamerweise nicht blutend und grinste komisch. Die Fünfziger, kaltverformt an der Hauswand mit dem Zigarettenautomaten. Priorität bzw. Frage 1. Wurde durch den Aufprall des Motorrades der Automat so stark beschädigt, dass sich dieser nun problemlos öffnen liess? Priorität bzw. Frage 2. Zustand der Fünfziger? Priorität bzw. Frage 3: Wie geht es Wolfgang? Antworten. Der Automat hielt stand (…Mist), das Motorrad konnte geflickt werden und Wolfgang überlebte ohne bleibende Schäden.
Wo waren wir? Ach, ja beim Gravelbike. Damit man aber auch mehrtägige Touren absolvieren kann, benötigt es zusätzlich Taschen, welche man am Rahmen des Fahrrads befestigt. Also  wieder eine Investitionen. Klamottentechnisch braucht es zumindest eine gepolsterte Hose. Auf Klickpedale könnte ich am Anfang verzichten, dementsprechend brauche ich auch keine speziellen Schuhe. Alles in Einem eine kostspielige Angelegenheit. Aber dennoch eine Überlegung wert. Wobei mir die Antwort sicherlich mein Kontostand geben wird. Ich habe dieses Jahr noch drei Wochen Ferien. Daheimbleiben und somit sparen?
Weiter in Teil 2 ……
Euer
Stefan