Antequera – Tarifa | Teil 2

Tja, ihr Menschen da draussen. Schreibt man in einem Artikel Teil 1, ist man mehr oder weniger zu Teil 2 verpflichtet. Ich bin mittlerweile schon wieder längst im Alltag integriert. Mein Bein zu 99% verheilt. Nur bei ganz komischen Bewegungen ein leichtes Ziehen. Passt! Manche Menschen bringen z.B. einen Schrumpfkopf als Erinnerung an ihren Urlaub mit nach Hause, ich ein leichtes, immer währendes Ziehen. Mit Schrumpfkopf meine ich übrigens den geschrumpften Kopf eines Anderen, nicht den Eigenen.

Mit dem leichten Schmerz kann ich leben. Besser als eine Amputation ab dem Knie abwärts. Wobei ich kein Freund halber Dinge bin, also wenn dann schon das ganze Bein. Statistisch betrachtet, wiegt so ein Bein rund 18.7% des Körpergewichts. Eine radikale Diät, mit extrem hoher Effektivität, in kürzester Zeit. Zwei Fragen. 1. Ein Mensch mit einem Bein wird als Einbeiniger bezeichnet. Ist dann der Name für einen Menschen, der keine Beine hat, ein Keinbeiniger? 2. Gibt es ein Geschäft, das Schuhe für Einbeinige verkauft? Schliesslich hat der Einbeinige immer einen Schuh übrig. Gut, vielleicht kennt er einen Kollegen/eine Kollegin, welchem/welcher genau das andere Bein fehlt. Aber dann müssen Modell, Style und die Farbe gefallen. Und vor allem muss die Grösse des Schuhs passen! Apropos Grösse. Da hätte ich noch Frage 3. Wenn Aschenbrödels Schuh so perfekt ihren Fuss umschlang, warum hat sie ihn dann verloren?

Sonntagvormittag. Und ich schreibe Blödsinn! Muss wohl an der Hitze resp. am Klimawandel liegen. In Teil 1 beschäftigte ich mich u.a. mit dem Erwerb eines Gravel-Bikes (…Schotterfahrad). Nach Rücksprache mit meinem Anlageberater wäre rein finanziell betrachtet, der Erwerb eines solchen möglich. Hätte auch schreiben können, Kontostand wäre ok, aber vorstehender Satz klingt blumiger. Was allerdings gegen den Kauf spricht, ist die momentane Lieferzeit. Wir haben jetzt fast Juli. Die LZ (…Lieferzeit) – warum schreibe ich nicht gleich Lieferzeit? – beträgt ca. 3 bis 4 Wochen. Demnach wäre das Fahrrad Ende Juli bei mir. Genau ab diesem Zeitraum startet aber auch die Bergsaison 2025. So müsste ich immer wählen. Berge oder Fahrrad? Stand jetzt, hier und heute: Werde mir das Schotterfahrrad im Frühling 2026 kaufen!

Tarifa, am östlichen Ende der Costa de la Luz in der andalusischen Provinz Cádiz (Spanien) gelegen, ist der südlichste Ort des europäischen Festlands – 18`664 Einwohner, Stand 2024 (Quelle: Wikipedia). Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei ca. 17.2°. Wobei die Temperaturen in den „kalten“ Monaten nicht unter 10° und in den „warmen“ Monaten nicht über 28° liegen. Hört sich schon mal gut an! Der Ort selbst, weist einen charmanten Kern auf. In den verwinkelten Strassen und Gassen sind zahlreiche Bars, Kneipen und Boutiquen zu finden. Letztere bieten Handwerkskunst und Klamotten aus heimischer Produktion an, also nicht diese typischen „Touristenfallen“. Ach, ja. Klar gibt es hier auch Besucher, also Touris, war selbst einer davon. Aber das Ganze hält sich in Grenzen.

Die Stadt ist übrigens neben Hoʻokipa auf Hawaii und Fuerteventura (Kanarische Inseln) eine der „Welthauptstädte“ für Wind- und Kite-Surfer (Quelle: Wikipedia). Also Richtung Meer wird es richtig windig bzw. stürmisch. Hier trifft sich auch das Mittelmeer mit dem Atlantik. Will man schnell mal auf einen anderen Kontinent, kein Problem. 14 km mit der Fähre oder dem Schiff und man ist in Afrika (Fahrtdauer: ca. 1h).

September 2030. Zukunft. Noah, mein australischer Kitesurf-Instructor, meint, dass ich nun soweit sei und ab morgen meine eigenen „Bahnen“ ziehen kann. Freude! Also den Schirm zusammengepackt, ab in den Rucksack damit.

Mein nach Hauseweg führt mich durch den Ortskern. Vorbei an zahlreichen Bars, Kneipen und Boutiquen. In eine Bar kehre ich ein. Mein Uhr zeigt 18:24, also durchaus Zeit für einen Gin-Tonic! Valeria, die gute Seele des Hauses begrüsst mich freundlich, ich bestelle und sie bringt mir den Drink. Obwohl ich hier schon seit fast 5 Monaten lebe und gerade in dieser Bar bekannt bin, reicht mir Valeria immer noch einen kleinen Teller mit Oliven zum Gin-Tonic. Wie oft habe ich schon gesagt, dass ich diesen Hitler unter den Steinobsten nicht mag. Egal! Sie meint „Lo sé, Stefan. La próxima vez lo recordaré“! Na, ja, mal sehen!

Meine Wohnung liegt etwas ausserhalb des Zentrums. Leicht bergauf laufend, erreiche ich sie in rund 12 Minuten. Ein Auto habe ich nicht! Raumtechnisch bietet sie mir zwei Zimmer, preislich ist sie aber leicht überteuert. Dieser Mehrpreis bedeutet aber auch einen Mehrwert. Die kleine Dachterrasse bietet einen herrlichen Blick in Richtung Altstadt, Afrika und Meer. Wenn dann sich noch die untergehende Sonne im Rotweinglas spiegelt, unbezahlbar! Die Nachbarn sind in Ordnung und halfen mir beim Einzug! Manchmal nervt ein Hunde mit seinem Gebelle, aber daran gewöhnt man sich.

Meine spanischen Sprachkenntnisse haben ein durchaus gutes Niveau erreicht, um zu überleben. Ich weiss noch als ich 2026 damit anfing. Logischerweise kein Wort verstanden. Lach! An 2026 erinnere ich mich gerne zurück. Damals kaufte ich mir ein Fahrrad und erkundete damit halb Europa. Mit sichtlichen Spuren am Rahmen erblicke ich es in der Ecke meines Wohnzimmers. Ein Keller wäre auch nicht schlecht!

Juni 2025. Gegenwart. Insider werden jetzt geistig wieder kommentieren, der, also ich, mit seinen Flausen. Ja, macht nur! Aber wer hätte Anfang 2007 gedacht, dass ich in die Schweiz ziehen werde? Nicht mal ich! Im Gegensatz zu damals, weiss ich aber jetzt, dass ich mir ein Leben in Tarifa vorstellen kann. Und ich werde diesen Gedanken konsequent weiterführen und an ihn festhalten.

Euer Stefan

P.S.: Mein Fahrrad könnte ich auch auf die Dachterrasse stellen, so hätte ich mehr Platz im Wohnzimmer!