Go West!

Ich schulde euch Teil 2. Nein! Nichts schulde ich euch! Klingt hart, ist aber so. Wir schulden nie etwas gegenüber Anderen. Gut, monetär, betrachtet vielleicht doch. Aber darum geht es hier nicht. Moralisch schulden wir nichts einander, sondern wir verantworten. Loyalität!

„Loyalität ist eine innere Haltung der Verbundenheit und Treue zu einer Person, Gruppe oder Institution, die sich in zuverlässigem Verhalten und gegenseitigem Vertrauen äussert. Sie zeigt sich im Alltag durch die Einhaltung gemeinsamer Werte und Ziele, auch unter schwierigen Bedingungen, und ist eine Grundlage für funktionierende Beziehungen im privaten und beruflichen Umfeld.“ – Danke! Tante Google.

Let`s go – Part two! Zweiter Absatz, letzter Artikel. Hier beschrieb ich, dass ich aufgeben musste. Mein Ziel, den Stoneman-Hike in Südtirol zu bezwingen, war schon nach wenigen Stunden vorbei. Schade! Mein Körper, bzw. dessen Innerstes (nachfolgend „I“ genannt) zwang mich zu diesem Entschluss. Botschaften und Beschwerden vom Äusseren („A“) ignorierte ich schon öfters, da geht immer noch was. Auch maulte „A“ ständig rum, immer und immer wieder. Zig Fragen. Warum?, Weshalb? und Wieso? „I“ hingegen gibt in der Regel nur eine Botschaft! Schenkst du dieser keine Aufmerksamkeit, stirbst du! Vielleicht ein wenig überspitzt, aber ich halte mich daran! Klar, habe ich nach Antworten gesucht, warum die Tour scheiterte. Ich fand diese sehr schnell. Alkohol, Zigaretten und Mettbrötchen! Kurzum „Hamburg“! Learning fürs nächste Mal. Erst die Tour, dann der Städtetrip!

Das Scheitern in Südtirol bewog mich aber auch zu einer anderen Entscheidung. Ich werde im kommenden Jahr nicht nach Kenia gehen, um Weihnachten 2026 auf rund 5`000 m zu verbringen. Wenn hier nämlich „I“ ähnlich reagiert, stirbst du definitiv! Die Route ist wenig begangen, da kommt keiner. Höchstens ein paar Wilde – Achtung, kein Rassismus! – und du landest in deren übergrossen Kochtopf! Übrigens eine gute Alternative zur Organspende. Tue Gutes nach deinem Tode! Würde ich schmecken? Ich weiss es nicht. Damit ich aber meine Entscheidung nicht wieder revidiere, habe ich bereits für 2026 Portugal gebucht und teilweise auch schon bezahlt. Sicher ist sicher!

Auf meiner Reise zu den äussersten, geografischen Punkten des europäischen Festlandes fehlt mir noch der Westlichste und der Östlichste. Da der östlichste Punkt je nach Definition variiert, ist der gegenüberliegende Endpunkt klar bestätigt. 9°30′2,9″W. Also „Go West“! Klar, gehts mal in den Osten, aber zur Zeit? „мы увидимся когда-нибудь“!, übersetzt „irgendwann sehen wir uns!“ Sagte auch schon mein Opa, haha.

In Portugal war ich schon. Der Fischerpfad (Rota Vicentina). Der legendäre und schönste Küstenweg der Welt führte mich 2024 zum Cabo de São Vicente (Kap St. Vinzenz), dem südwestlichsten Punkt Europas. Unvergessen, die letzte Bratwurst vor Amerika, der Sand in meinen Schuhen, das unendlich wirkende Meer und dessen Strände. Noch Tage danach, vernahmen meine Ohren dessen Rauschen. Traumhaft!

Auch in die Hauptstadt Portugals, Lissabon, verliebte ich mich! Da ich in der Regel zu Fuss unterwegs bin, besteige ich auch nicht diese altertümlichen Bahnen, welche die Touristen in die Höhe befördern. Laufen hält fit und verlängert das Leben!

Start ist am 25.05.2026 (Pfingstmontag) in der Stadt Leiria, nördlich von Lissabon. Mein geplanter Weg führt mich 8 Tage an der Küste entlang. Nach rund 200 km werde ich das Kap St. Vinzenz erreichen. Stand heute, werde ich keine Hotelübernachtung in Betracht ziehen. Alles was ich brauche, wird akkurat in meinem Rucksack verpackt. Einkaufsmöglichkeiten (Wasser!) gibts unterwegs. Auch die ein oder andere Strandbar wird meinen Weg kreuzen. Ein eisgekühlter Gin-Tonic am Strand geht immer! Den Blick stets auf das brausend, tobende Meer gerichtet. In Gedanken die Erkenntnis, dass sich rund 4`000 km westlich von mir, Neufundland befindet. „A“ und „I“, was wollt ihr meer…mehr! Ich bemerke gerade, dass sich mein Zigarettenbestand dem Ende neigt, muss wohl heute noch das Haus verlassen. Draussen Wind, stürmischer Wind. Ausrüstungstechnisch für „Go West“ bin ich „up to date“! Alle Gegenstände überzeugten mich dieses Jahr bei meiner Wanderung nach Tarifa (Spanien), dem südlichsten Punkt Europas. Wobei der Rucksack? Nein, Stefan, nicht schon wieder ein neuer Rucksack!!!

Für Portugal benötige ich 11 Ferientage. Da bleibt noch ein mathematischer Rest von 14 Tagen. Rechnet man noch meine 7`678 Überstunden dazu, welche ich kompensieren muss, ist noch Luft für weitere Aktivitäten. Einfach mal ein „langweiliger“ Strandurlaub. Warum nicht? Oder doch im Winter nach Afrika?
Grenzen werden nur durch meinen Kontostand gesetzt. Ist ja noch eine Weile hin.

Bevor ich mich jetzt dem Wind stelle, noch ein paar Worte von Werner Karl Heisenberg. Geboren am 05.12.1901 in Würzburg (ein Franke!) gilt als Begründer der Quantenmechanik und zählt zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts. Stichwort „Heisenbergsche Unschärferelation“ – die Physiker unter euch wissen Bescheid! Er war aber auch ein Mensch der leisen Töne und liebte die Musik. Interessant ist auch in diesem Zusammenhang, dass sich der junge Heisenberg überlegte, Musik oder Physik zu studieren. Passend zu unserer Zeit, folgende Worte Heisenbergs

„Die Welt in der wir leben, bedroht mit ihrer Unruhe und ihrem Unglück die Werte, die uns bis jetzt gesichert schienen. Es kommt jetzt drauf an, dass die Wenigen, für die die Welt noch leuchtet, zusammen halten und sich über die Anderen hinwegsetzen.“

Euer Stefan

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