Du musst dir auch immer das Teuerste kaufen

Ein durchaus legitimer Vorwurf. Manchmal. Bietet nämlich das teuerere Produkt einen höheren Mehrwert (Ausstattung, Qualität, Funktion, etc.), dann ist es grundsätzlich besser als das günstigere Produkt.

Ich laufe viel! Seit Oktober 2022 zeichne ich mittels Smart-Watch (ja, die so ziemlich teuerste, Zwinker- Smiley) die Daten auf. Zusammen kommen, seit dem genannten Zeitraum, rund 7`365 km bzw. 8`787`529 Schritte. Im Durchschnitt also 8.96 km bzw. 10`690 Schritte pro Tag. Die meisten Kilometer erreiche ich bei meinen längeren Touren. 2023 zum Beispiel. 16 Tage, autark durch den Norden Norwegens – Zack: rund 433 km. Oder dieses Jahr rund 300 km im Südwesten Portugals, viele davon auf dem Fischerpfad, in 8 Tagen. Der Fischerpfad gehört übrigens zu den schönsten Wanderwegen der Welt. Kann ich nur bestätigen!

Der Logik folgend, muss ich bei mehrtägigen Wanderungen mein „Hab und Gut“ mitschleppen. Bin ich autark unterwegs, so ziemlich alles. Schlafe ich in einfachen Unterkünften, entsprechend weniger. Dazu kommen noch die Faktoren Jahreszeit und natürlich die Gegend meiner Exkursionen. Umso kälter und rauher, desto schwerer. Einfache Physik! Und kommen wir nun auf den Punkt. Punkt und ein ., also Punkt – ist da nicht ein Punkt zu viel?

Wisst ihr was ich hasse? *Anglizismen*! Also Wörter oder andere sprachliche Ausdrücke, die aus dem Englischen ins Deutsche übernommen werden und zu einem Bestandteil der deutschen Sprache werden. Längs Alltag, aber dennoch nicht schön. Gerade hinsichtlich meiner *Outdoor*-Tätigkeiten sind da einige unterwegs.

  • *Overnighter* = eine Nacht draussen schlafen
  • *Solo-Overnighter* = eine Nacht draussen alleine schlafen
  • *Winter-Setup* = die Ausrüstung für den Winter
  • *Zero-Day* = Ruhetag

Warum macht man das? Es heisst doch nunmal auch in einem alten deutschen Liedgut „Mein Vater war ein Wandersmann“ und nicht „Mein Vater war ein Hikingman“. Inwieweit mein Vater sich mit dem Wandern identifizierte, entzieht sich meiner Kenntnis. Ja. Mein Opa war viel zu Fuss unterwegs. Leider waren die Einwohner (*Locals*, würg) seiner besuchten Ländern, ihm gegenüber nicht immer sehr wohlgestimmt. Aber das ist eine andere Geschichte. Wenn ihr mehr über meinen Grossvater erfahren wollt, hier der Link: https://www.stefan-angermann.de/2018/10/07/opa/.

Ich merke gerade, dass ich schon wieder zu lange schreibe. Komme endlich auf den Punkt, Schreiberling! Wir waren beim Rucksackgewicht. Im Rahmen der Norwegentour ein Exemplar *online* bestellt, um mit Entsetzen beim Probepacken daheim, feststellen zu müssen, der ist viel zu klein. Rückgabefrist verpasst, Rucksack wieder verkauft und draufbezahlt.

Ein grösserer musste her! Da passte das Zeug einigermassen rein. Jedoch nur mit extremen Kraftaufwendungen. Ausserdem war der Rucksack „sackähnlich“ konstruiert. Also alles oben reinstopfen bzw. hämmern, Deckel zu, fertig. Wehe, du wolltest dir in einer Pause, einen Müsli-Riegel (*Power-Snack*, würg) einverleiben und bemerktest dann, dass sich das Teil ganz unten im Sack befindet. Klar könnte ich auch eine von diesen Multifunktionshosen mit zig aufgesetzten Taschen tragen, in welche sicherlich das Kleinzeugs Platz finden würde, aber die mag ich nicht. Das sieht man zumindest in der unteren Körperhälfte aus, wie das Michelin-Männchen. Grundsätzlich war der Rucksack aber für andere Touren, welche nicht so viel Gepäck erfordern, in Ordnung. Habe ihn trotzdem wieder verkauft.

Das blaue Monster (95 ltr. Volumen) war im Angebot. Ich nenne hier zwar keine Marken, aber beim Monster will ich eine Ausnahme machen. Bergans Trollhetta 95. Probegepackt, alles drin. Gut 25 kg Startgewicht. OMG. Klar, das wird mit jeden Tag weniger, aber trotzdem! Und hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass die Wege in Norwegen keine Wege im Sinne von klassischen Wanderwegen sind, sondern sumpfige Pfade oder einfach nicht vorhanden – wäre eine Neuplanung angebracht gewesen. Wie oft, verfluchte ich den Trollhetta auf meiner Wanderung. Übrigens ist Trollhetta ein Name für einen Berg in Norwegen.

Wieder in der Schweiz angekommen, fiel die Entscheidung. So schwer möchte ich nicht mehr unterwegs sein. Ciao, du blaues Monster. Für gutes Geld, wiederverkauft.

In Portugal, war ich mit einem 32-Liter Rucksack unterwegs. Den hatte ich schon für längere Bergtouren in Besitz und das Teil konnte überzeugen. Geschlafen habe ich ja in einfachen Unterkünften, also kein Zelt, ISO-Matte und Schlafsack (*The Big Three*, würg). Mit 3 Litern Wasser zog ich am Morgen los. Gegessen wurde abends in Lokalen. Rucksackgewicht ca. 10 kg. Perfekt!

2025 werde ich wieder unterwegs sein. Es geht rund 270 km nach Tarifa, Südspanien, sprich Andalusien. Vorgabe 10 Tage. Trotz den „schmerzhaften“ Erinnerungen an Trollhetta, will ich wieder autark sein. Also mit Zelt, ISO-Matte und Schlafsack. Damit fühle ich mich freier. Unabhängig von den Buchungen der Unterkünfte. Keine Vorgaben bezgl. *Checkin* bzw. *Checkout*. Das extrem stabile Zelt, welches in Norwegen obligatorisch ist, benötige ich im Süden Spaniens nicht. Ich kaufte ein leichteres Modell. Der Test steht noch aus. Gleiches betrifft auch meinen Schlafsack und die Matte. Entscheidungen und somit Käufe noch offen.

Aber ich brauche noch einen Rucksack. Trollhetta ist weg, wäre aber auch überdimensioniert und in den bewährten 32-Liter Rucksack passt das Zeugs nicht rein. Also bestellte ich mir den so ziemlich teuersten Rucksack, welcher auf dem Markt zu finden ist. Teuer deshalb, weil dieser in den USA produziert wird. Der Nettopreis beim Lieferanten ist angemessen, aber der Bruttopreis! Versandgebühren. Zollgebühren. Einfuhrsteuer. Ausserdem gibt es keinen Käuferschutz. Gekauft wird nach den Gesetzen der USA. Geht der Rucksack beim Transport verloren, haftet nicht der Versender. Rucksack weg – Kohle weg! Die Lösung, ein deutscher Importeur. Gibt nicht viele in D, für einen habe ich mich entschieden. Klar, der haut noch seine Marge oben drauf, aber zumindest habe ich einen Käuferschutz. Alles lief problemlos ab, Danke nach Berlin, der Rucksack kam an. Später noch eine fast dreistellige Rechnung von Zusteller, aber passt.

Der Rucksack selbst, gilt als einer der besten, welcher sich in der Weitwanderungsszene befindet. Wirklich ultraleicht und dennoch stabil. Meine Ausrüstung für Portugal bekomme ich locker rein. Der erste Test stand an. Mit knapp 11 kg zog ich für eine siebentägige Tour in Süddeutschland los. Leider musste ich diese grippebedingt abbrechen, aber das ist hier nicht das Thema. Am ersten Tag gute 35 km dem Lech entlang, musste ich feststellen, der *gehypte* Rucksack drückt und schränkt meinen Laufstil ein. Irgendwie „passt“ der nicht. Und Ja, ihr lieben Leserinnen und Leser, ich vollzog auch Vergleiche mit meinem blauen Monster. Das (… weil das Monster) wog leer dreimal so viel und war mit dem Doppelten beladen, aber es (…weil das Monster) trug sich bequemer.

Test Nummer 2. Den Rucksack eingestellt und nachjustiert, vielleicht lag es daran. Gewicht, fast identisch. Ab in die Berge Vorarlbergs. Die ersten km, perfekt (…warum nicht gleich so eingestellt). Nach und nach, also mit Steigerung der Wegstrecke, die Ernüchterung, der Rucksack ist nichts für mich! Kurzum ein Fehlkauf – Hurra! Zu gross ist das Risiko, dass er mich in Andalusien im wahrsten Sinne des Wortes hängen lässt. Ich bin nun nicht mal der sehnige Student, der mit diesem Teil den PCT (Pacific Crest Trail, 4`265 km) absolviert, noch einer dieser Influencer-Döddel, die den Rucksack über alles loben, um damit Klicks/Kohle zu generieren. Ich werde ihn, hoffe zu einem guten Preis, wiederverkaufen.

Unabhängig dessen, brauche ich dennoch einen Rucksack für Tarifa. Und Ja, ich werde diesmal zu einem Fachhändler und ihn, bepackt im Ladengeschäft testen. Nicht bezogen auf den Fachhändler, sondern den Rucksack! Kein Wunder, dass der Artikel so lang ist. Aber es würde sich ein neues Problem ergeben. Der Fachhandel ist gegenüber dem „*Online*-Versand“ teurer. Und das ist auch gut so! Nur ich bin Verbraucher und muss sparen. Wer mich kennt, weiss, dass ich nach einer persönlichen Beratung in einem Geschäft, den Gegenstand kaufen muss. Highlight waren mal Schuhspanner aus Massivholz, welche mir der freundliche Schuhfachverkäufer zusätzlich zu den Schuhen empfahl. Aber ich habe einen Plan. Ich trage verschiedene Rucksäcke und entscheide mich dann für ein Modell. Gehe dann zurück zum wartenden Verkäufer oder der wartenden Verkäuferin, lege den Rucksack ab und täusche einen wichtigen Eingang eines Telefonats vor. Laufe wild gestikulierend durch die Gänge und verschwinde somit aus den Augen des Verkäufers/der Verkäuferin. Ein genialer Plan. Den Rucksack selbst bestelle ich dann *online*.

Für welches Modell ist mich entschied, bzw. ob mein Plan funktionierte, teile ich euch noch mit. Ach, ja. Mit meinen Zelten, drei an der Zahl, verhält sich es übrigens ähnlich. Mit dem teuersten Zelt bin ich nicht wirklich zufrieden. Verkaufen?

Aber das ist eine andere Geschichte!

Euer Stefan

P.S.: Gemäss meinem Schreibprogramm (iA Writer) besteht dieser Artikel aus 1`392 Wörtern und 155 Sätzen. Die Lesezeit beträgt 6 Minuten und 57 Sekunden. Danke für eure Aufmerksamkeit und Zeit!