Der Wolf und die sieben Geisslein

Jeder halbwegs gebildete Mensch sollte dieses Märchen der Gebrüder Grimm kennen. Nein? Hier eine Kurzfassung? Ein Wolf frisst sieben Geisslein. Oma Geiss stellt dies fest. Schneidet den Bauch des Wolfes auf, die Geisslein springen aus den Gedärmen. Oma Geiss füllt Steine in den offenen Leib des Wolfes und näht den Bauch zu. Wolf wacht auf, hat Durst. Beugt sich zum trinken über den Brunnen. Die Steine im inneren folgen der Physik. Wolf ertrinkt!

Ich werde das Märchen auf meine Weise umschreiben. Nicht umschreiben im Sinne, ich umschreibe, sondern ich schreibe um. Inwieweit vorstehender Satz Sinn macht, weiss ich nicht. Egal!

Wölfe, so wissen wir, leben in Rudeln. Einer führt die Truppe an, alle anderen haben sich unterzuordnen. Er frisst zuerst und ist auch die Nummer eins in Bezug auf die Fortpflanzung. MEIN Wolf führt auch ein Rudel, aber dieses besteht aus Ziegen. Sieben Stück an der Zahl. Namen werde ich den Ziegen nicht geben, sonst wird der Text wieder zu lang. Also nenne ich sie Z1 bis Z7.

Dreht ihr eigentlich beim Waschen die Klamotten in der Maschine auf links? Ja? Warum auf links drehen? Warum sagt man nicht: Man/frau stülpe das Innere des Bekleidungsstückes nach aussen? Ich merke schon wieder, dass der Artikel viel zu lange sein wird. Warum Artikel und nicht Blog? Das lassen wir mal! Ist ein T-Shirt rechts? Muss es ja sein, da ich es nach links drehen kann. Demnach haben wir alle rechte Kleidungsstücke! Nicht gut! Noch ein Phänomen der elektrodynamischen Reinigungsunterstützungsgerätschaft, kurz Waschmaschine, ist folgendes. Ich wasche meinen Kapuzenpulli, neudeutsch Hoodie. Warum? Klar, weil er es bedarf, aber warum nennt man das Teil Hoodie? Die Kordel fest verschnürt und so ne Schleife gemacht, wie ich es von meinen Schuhen kenne. Waschgang abgeschlossen. „Hoddie“ raus, riecht gut! Kordel lost! Irgendwo zwischen den Unterhosen, sich um eine Socke klammernd, taucht sie wieder auf. Warum? Ich verstehe es nicht!

Z1 gehört am längsten zur Gemeinschaft. Er verfügt über ausgezeichnete Kenntnisse, die dem Wolf nützen, seine Ziele zu erreichen. Auch gegenüber den anderen Ziegen hat er stets ein offenes Ohr und steht mit Rat und Tat beiseite. Pragmatisch könnte man sagen, dass beim Verlust von Z1 der Laden still stehen würde. Es ist zu hoffen, dass sich der Wolf dessen bewusst ist und diesen Einsatz entsprechend honoriert. 40 Äste monatlich mehr, wären wirklich nicht angebracht.

Z2. Z2 hatte schon mal das Rudel verlassen, um die weite Welt zu erkunden. Bald jedoch musste er feststellen, dass diese recht unbarmherzig und rau ist. So hatte er es sich nicht vorgestellt! Klar, die Verlockung war gross. Die neue Welt bot entsprechend mehr Nahrung, aber zuhause fühlte er sich nie. Also beschloss er zurückzukommen. Die Ziegen sprachen, während seiner Abwesenheit sehr oft über ihn. Um so mehr freuten sie sich, ihn wieder in ihren Reihen begrüssen zu dürfen. Und ja, auch der Wolf war froh!

Ziege Nummer 3 ist relativ neu im Kreis. Es gab keinerlei Schwierigkeiten bei der Aufnahme, schon bald war Z3 ein geschätztes Teil des Ganzen. Z3 sollte aber aufpassen, dass er sich nicht übernimmt. Zuviel Einsatz oder Ehrgeiz wird nie belohnt. Es sei denn gegenüber sich selbst, aber nicht gegenüber eines Wolfes.

Z4 ist ein geselliges Tier. Stets die Ohren offen, für alle Neuigkeiten im Tierreich. Frage Z4 und du bekommst eine Antwort. Aber wer viel wissen will, muss auch viel erzählen. Quid pro quo! Dementsprechend werden auch Interna durch Z4 preisgegeben. Internas ist übrigens nicht korrekt. Interna ist bereits der Plural von Internum. Wieder was gelernt! Aber ich war bei Z4. Ja, du liebe Z4. Die Sache mit der schwarzen Lederhose sollte im Rudel bleiben. Wobei noch zu erwähnen wäre, die schwarze Lederhose wurde seitdem nicht mehr gesichtet. Besser so!

Habe ich schon erzählt, dass ich diese Zeilen auf meinem Balkon schreibe. Sonne pur, ca. 14 Grad. Der Frühling naht. Unten, also auf der Strasse, Menschen in dicken Daunenjacken. Warum? Die Haare unter dicken Mützen. Warum? Manchmal mit Hund, oft mittels Fahrrad unterwegs. Links von mir der Alpstein, vor mir das Haus der Nachbarn und rechts der optische Einstieg in die Berge Vorarlbergs. Herrlich, dennoch im T-Shirt ein wenig frisch. Der Hund des Nachbarn bellt und zeigt mir somit, dass ich mich wieder dem Thema zuwenden sollte. Wie heisst der Köder eigentlich?

Ähnlich wie Z3 ist Z5 noch nicht lange dabei. Z5 ist eher ruhiger Natur, fällt selten auf. Manchmal könnte man das Gefühl haben, dass sie nicht wirklich weiss, was sie eigentlich tun sollte. Das restliche Rudel kann diesen Umstand zwar erkennen, hilft aber nicht! Klar Z4, möchte die Nummer Eins bleiben, aber was ist mit Z1 bis Z3 und Z6 und Z7? Ich denke sie sollten Z5 mehr unterstützen. Sie ist es wert! Vom Wolf selbst, kann diesbezüglich keine Unterstützung gefordert werden. Schade!

Z6 ist die Jüngste. Niemand, auch nicht der Wolf, weiss was sie wirklich tut. Mal anwesend, dann wieder: „Hat irgendjemand eine Ahnung, wo Z6 ist?“ Ist jetzt nicht persönlich gemeint, dennoch ist es so.

Bleibt noch Z7. Z7 ist die Älteste unter den Ziegen. Sie kennt das Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Überrascht oft mit sinnigen Sprüchen und wird geschätzt durch seine Ironie. Wer sie nicht versteht, wird nicht überleben. Wort- und schriftgewandt. Durchaus Parallelen zum Verfasser dieser Zeilen.

Abschliessend die Worte zum Rudelführer. Zum Chef der Ziegen. Dem Wolf! Er ist ein guter Wolf. Wäre er ein Haustier, würde er oft die Worte seines Besitzers „Bist a Guter“ hören. Entschuldigt die schriftliche Abkehr ins „Fränkische“. A steht für ein. Wer hätte das gedacht! Der Wolf, nenne ihn ab sofort W würde nie, obwohl es seine Natur ist, einer seiner Ziegen fressen. Denn er weiss, und W ist nicht dumm, dass der Markt für neue Ziegen beschränkt ist. Was W zum Nachteil geführt werden könnte (Konjunktiv II), ist der Umstand, dass er recht bequem ist.

Ein Beispiel? Hier! Alle sitzen zusammen in der recht annehmbaren Behausung. Das Feuer knistert im offenen Kamin. Man liest ein Buch oder spielt das ein oder andere Spiel. W sitz ganz nahe am Feuer, dort wo es am gemütlichsten ist. Die Stunden verfliessen, das Feuer naht sich seinem Ende und läutet damit Kälte ein. W und auch Z1 bis Z7 wollen das nicht, der Abend ist noch zu jung. Also steht W auf, läuft zu Z2, welcher ganz hinten sitzt und mit Z1 über die Planetenlaufbahnen des Universums diskutiert und weist ihn an, Holz nachzulegen. Z2, kurz überlegend, kommt dem nach. Fragezeichen fluten den Raum. Warum hat W dies nicht selbst erledigt? Schliesslich sass er unmittelbar neben dem Feuer. Hat er Angst, dass er sich die Pfoten verbrennen könnte? Oder hat er Angst, dass er zu grosse Holzstücke auflegt und damit das Feuer ersticken würde? Angst vor Verantwortung? Mensch W, du bist Rudelführer!

Der Nachbarhund bellt schon wieder! Wind kommt auf. Die Sonne versteckt sich hinter der Betonstütze, welche statisch dafür sorgt, dass ich überhaupt hier schreiben kann. Zeit ins Rauminnere zu gehen, wo sicherlich Wärme mich umgeben wird. Hätte jetzt schreiben können: „mir ist kalt, ich gehe jetzt rein“, aber ich habe noch ein paar Anschläge auf der Tastatur. Die kosten ja nichts.

Abschluss. Ein Märchen endet in der Regel mit einem Happyend. Der strohdumme, dämlich aussehende Prinz in Strumpfhosen bekommt seine Traumfrau, die Hexe verbrennt qualvoll unter Beifall und Lachen von Kindern. Kleine Menschen, auch Zwerge genannt, müssen erkennen, dass sie wieder auf Handarbeit umstellen müssen, da ein Königssohn ihnen ihre Haushaltshilfe entführt hat.

Das Märchen vom W und den sieben Z`s geht aber weiter. Sicherlich wird es aber irgendwann enden. Aber das, meine lieben Leserinnen und Leser, das ist eine andere Geschichte!

Euer Stefan