VAKOG

Irgendwo im westlichsten Bundesland von Österreich. Festspiele. Bodensee. Ein Irgendwo im westlichsten Bundesland von Österreich. Festspiele. Bodensee. Ein Café, Kneipe, was auch immer, mitten in der Stadt. Durchmischtes Publikum. Von Naturfellen unterstützt sitzen einige draussen an den Tischen, der Rest ist drin. Ich auch! Das Ambiente im Lokal ist «Old School». Aber nicht im negativen Sinne -Nein- es passte perfekt! Nichts wirkte übertrieben oder kitschig. Nichts provokant oder künstlich. Da stimmte wirklich alles. Ein Ort zum Wohlfühlen. Noch nie dagewesen, aber trotzdem vertraut. Einer der Hauptgründe, warum ich überhaupt davon schreibe, liegt in einer Person. Jetzt wird es spannend!

Im Café sorgten nicht nur die Bedienungen, mit dem «Ich-bring-dir-was-du-bestellt-hast-Spiel», für Zufriedenheit. Nein, auch von meiner Sitzposition aus rechts betrachtet, machte ein Mensch einen perfekten Job. Im Prinzip überflüssig, aber dennoch brillant, sorgte dieser für die musikalische Unterhaltung der Gäste. Mehrere Dinge faszinierten mich an diesem DJ. An erster Stelle stand für mich seine Authentizität. Ich habe selten einen Menschen gesehen, der mit einer solchen Hingabe seinen Job durchgezogen hat. Ob ihm der Laden gehört, ob er finanziell beteiligt, oder ob er einfach nur angestellt ist, wusste und weiss ich nicht. Schlussendlich wäre dies eine sekundäre Erkenntnis. Auch die Qualität, der von ihm dem «Publikum» offerierten Songs überzeugte mich.

Deutschsprachig, italienisch entschärft durch z.B. Zucchero, flogen die Noten besonnen durch den Raum. Was ich noch in keiner Kneipe gehört habe, war Nena mit «In meinem Leben». Ehrliche Musik! Was nicht wirklich zum Mann in der rechten Ecke passte, waren die weissen Kopfhörer mit den roten Zuleitungen. Klar, klangtechnisch mögen dieser «up-to-date» sein, aber der Sache wegen, wären da fette Sennheiser mit Spiralkabel der berühmte Punkt auf dem noch bekannteren «i» gewesen. Das Highlight meiner Beobachtungen folgt aber nun.

Einleitung! Es gibt mehrere Möglichkeiten dem Publikum musikalische Werke zu unterbreiten. Live scheidet in diesem Fall aus. Also von irgendeinem Tonträger sollen die Massen unterhalten werden. Stand Ende 2018 sind das mp3-files vom Notebook, meist mit dem leuchtenden Apfel am Deckel. Reicht dessen Kapazität nicht aus, müssen externe Festplatten ran. Musik auf «Hosentaschenformat» begrenzt. Das trifft auch oft auf die Qualität der Musik zu, aber das ist hier nicht das Thema! Bei welchen wir nun wieder wären! Der DJ in der Kneipe am Bodensee, bediente sich seiner CD-Sammlung. Ihr kennt doch noch alle diese silbernen Scheiben, ordentlich sortiert in solchen schwarzen Booklets? Mindestens fünf Stück an der Zahl, mit zig Einschüben für die Compact Discs. Ordnungsgemäss war vor jeden eines solchen, eine Playlist mit den darauf befindlichen Songs ausgedruckt und eingeschoben. Diese «Zettel» waren leicht ausgefranst, deuteten so aber gleichzeitig auf eine häufige und intensive Nutzung durch den DJ in der Kneipe am Bodensee hin.

Grossartig mögen die einen sagen, da geht der Autor in eine Kneipe oder was auch immer und irgendein Mensch unterhält das Publikum mit Musik! Sie haben vollkommen recht – pragmatisch gesehen! Es geht aber um mehr. Oft ist eine unverschuldete Kleingeistigkeit das Hindernis, weshalb uns das Wesentliche verborgen bleibt. Ich möchte mich jetzt nicht auf die Seite der Grossgeister stellen, nichts läge mir ferner, aber ich habe in dieser Situation eines sehr wohl erkennen müssen: Nur wenn wir mit unserer vollsten inneren Überzeugung bei einer Sache sind, wird diese auch zum Erfolg führen! Halbe Sachen sind demnach zum Scheitern verurteilt. Jetzt werden einige bei den beiden Worten «wesentlich & verborgen» gleich wieder über den «Kleinen Prinzen» von Antoine de Saint-Exupéry stolpern. In dieser Geschichte aus dem Jahre 1943 wird u.a. die Kernaussage getroffen, dass man nur mit dem Herzen gut sieht, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar! Hmm? Literarischer Humbug und biologisch widerlegt!

Bis zu 70 % aller Wahrnehmungen werden über die Augen an das Gehirn zur Weiterbearbeitung geleitet. Den Rest teilen sich «AKOG», also A wie Auditiv (hören), K wie Kinästhetisch (fühlen), O wie Olfaktorisch (riechen) und G wie Gustatorisch (schmecken). Zusammen mit dem Sehen, also der visuellen (= V) Wahrnehmung entsteht das Wort «VAKOG». Die drei Hauptsinne sind übrigens «VAK». Und einer davon, ist normalerweise bei einem Menschen besonders ausgebildet. So wird in der Regel definiert, ob ein Mensch eher visuell, eher auditiv oder eher kinästhetisch orientiert ist. Muss man das wissen? Entscheidet selbst!

Irgendwie ist der DJ aus der Hafenstadt am Bodensee verloren gegangen. Und dies begründet sich darin, dass ich mir momentan ständig innerlich die Frage stellen muss, ob ich V, A oder K bin. Vielleicht tanze ich ja auch aus der Reihe und bin G, also gustatorisch unterwegs? Habt ihr euch schon eingenordet? Es gibt sicherlich hilfreiche Tests im Netz, wobei man hier auf Seriosität achten sollte. Wer es genau wissen mag, sollte einen Profi konsultieren! Jetzt aber back to the DJ. Wie bereits geschrieben, zeigte er mir eindringlich, welche Freude, welcher Enthusiasmus entstehen kann, wenn man wirklich etwas will. Das Schöne daran ist auch, dass man nicht nur sich selbst eine Freude macht, sondern auch seinen Mitmenschen. Voraussetzung ist natürlich, dass man diese Freude auch sieht und wir ihr die Möglichkeit geben, diese auch zu verstehen. Hmm? Wie war das noch mal mit dem «Kleinen Prinzen» und dem Herzen?

In diesem Sinne … du bist für deine Rose verantwortlich!

Euer Stefan

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