hirn:\defrag

Wie sagte einst Luis Trenker: „Die einzigen Gipfelgespräche, die wirklich einen Sinn haben, sind die der Alpinisten“. Folgt man den aktuellen politischen Geschehnissen, verdient dieses Zitat 10 von 10 Punkte! Stellvertretend sei hier nur das komplette Versagen der EU in Bezug auf die Flüchtlingsthematik zu nennen – politisch wie auch menschlich moralisch! Oder eine Frau U.v.d.L.!
Die „Konjugation des Schreckens“ auf einer Bühne des unteren geistigen Mittelmasses:

  • Familienministerin … ich konnte es nicht!
  • Verteidigungsministerin … ich kann es nicht!
  • EU-Kommissionspräsidentin … ich werde es nicht können!

Gut, Punkt 3 kann noch verhindert werden, aber nicht durch die Person selbst. Dazu fehlt eine elementare Eigenschaft eben dieser: Charakter! Jeder anständige deutsche Offizier hätte sich schon längst …. lassen wir das. Peng!

Back to the Mountains! Wer mich kennt, weiss sicherlich, dass ich kein grosser Freund von verbal kommunikativen Austausch bin. Schon gar nicht am Gipfel. Hier meist mit erhöhtem Puls ankommend, suche ich mir meinen Platz abseits der Mengen. Meist baumeln meine Füsse dann über dem gähnenden Abgrund und ich muss meinen abgelegten Rucksack gegen Absturz sichern. Aber hier habe ich meine Ruhe und ich beschäftige mich kurzseitig nur noch mit zwei Fragen. 1. Ist das Gipfelbier noch kalt? 2. Spritzt das Bier beim Öffnen aus der Dose? Wobei es gilt anzumerken, dass ich mehr und mehr auf die Mitnahme von Dosenbier aus Gewichtsgründen verzichte! Und das ist auch gut so!

Also ich will hier nicht über die nicht stattfindenden Gespräche schreiben, warum auch, es geht mir in diesem Artikel darum, warum Menschen und damit auch meine Person überhaupt in die Berge gehen. Und mit Berge meine ich die eher anspruchsvollen Touren, konditionell wie auch technisch. Bei der Antwort bezogen auf die Mitmenschen fände meine Schubladentheorie Verwendung. Grundsätzlich vertrete ich nämlich die Meinung, dass man Menschen katalogisieren kann. Jeder wendet stets das ihm vertraute Verhaltensmuster an, somit ist sein eigentliches Handeln durchaus vorhersehbar und es bildet sich ein kalkulierbares Profil des Gegenübers. Dieses kann man wiederum bewerten und schon wird Mensch X in Schublade A verschoben. Einfach, aber im höchsten Masse effektiv und effizient. Aufgrund des fortgeschrittenen Sonntagnachmittags werde ich die Gründe, warum Menschen in die Berge gehen ausklammern und euch meine Motivation erklären, warum ich in regelmässigen Abständen dem Himmel ein Stück näher bin.

Ist der Mensch überhaupt für die Berge geschaffen? Ein klares Nein! Ohne entsprechender Ausrüstung kann ein langfristiges Überleben im hochalpinen Gelände, sagen wir mal jenseits der 3000 Meter, ausgeschlossen werden. Intelligenz und der Wille zum Überleben sind bei Not-Situationen in diesen Höhen nur sehr kurze Weggefährten. Klar es gibt Ausnahmen und diesen zeigen immer wieder auf, was ein Mensch zu leisten vermag. Namentlich sei hier Joe Simpson aufgeführt. Bei einem riskanten Abstieg in ca. 6000 Metern Höhe zerschmetterte er sich bei einem Sturz das rechte Knie. Genauer gesagt durchbohrte der Unterschenkelknochen das Kniegelenk. Unter wohl unsäglichen Schmerzen kroch, robbte, rollte und rutschte er drei Tage lang umher, bis er schliesslich das Basislager erreichte. Wem die gesamte Geschichte interessiert, dem sei das Buch (ISBN 978-3-03812-200-5) von Joe Simpson „Sturz ins Leere“ empfohlen. Ein Klassiker!

Wir leben in einer Welt, die sehr oft bis ins kleinste Detail Strukturen aufweist. Während wir versuchen ein Problem zu lösen, generiert unser Verstand schon ein nächstes, anstatt uns bei der Lösung von Problem Nummer 1 zu helfen. Die Zeit und die Quantität siegen über Qualität. Der Kopf ist überfüllt von unnützen Gedanken, so dass das Wesentliche keinen Platz mehr findet. Klopf, klopf! Ich bin es, deine beginnende Depression! Spätestens jetzt muss gehandelt werden. Eine Defragmentierung der Gedanken muss durchgeführt werden, also logisch zusammengehörige Datenblöcke müssen wieder aufeinanderfolgend auf dem Datenträger abgelegt werden. Das schafft freie Kapazitäten und erhöht die Geschwindigkeit des Systems. Und genau dieser, wenn auch sehr technisch beschriebene Prozess findet bei mir statt, wenn ich in den Bergen unterwegs bin.

Anfangs noch leicht bis mittelschwer keuchend bewege ich mich Richtung Gipfel. Mit zunehmender Höhe wechseln auch die Wege. Auf eine Forststrasse folgt ein Pfad, bis hin zu einer leicht zu verlierenden Trittspur. Dabei verändert sich auch das Gelände um einen herum. Urplötzlich befindet man sich in einer exponierten Lage, welche einen Fehltritt nur schwer oder gar nicht verzeihen wird. Jetzt noch eine solide und ehrliche Gefahrenanalyse (… den Abstieg nicht vergessen!) und bei positiver Bewertung einer solchen, stimme ich den Bedingungen des Berges zu.

Die „Therapie“ kann beginnen … hirn:\defrag! Vielleicht mag es seltsam klingen, aber in solchen Momenten gibt es nur den Berg und mich. Höchste Konzentration – man hört sein eigenes Blut im Kopf rauschen. Vorsichtig einen Fuss vor dem anderen – laufen will gelernt sein. Links und Rechts geht’s runter. Wie weit? Egal! Hält der Stein, das Stahlseil, der Eisenstift? Mehr ist da nicht und mehr zählt auch nicht! Wenn alles gut gegangen ist, wird man mit dem Gipfel belohnt. Ein Glücksgefühl, welches manchmal durch eine kleine, adrenalinbedingte Träne unterstrichen wird. Nach dem lauwarmen Gipfelbier, welches explosionsartig die Dose verlassen hat, geht es wieder abwärts. Auf Wegen! Denn gemäss Unfallstatistik geschehen die meisten Unfälle beim Abstieg. Dies wiederum kann der Tatsache geschuldet sein, dass man in der Routine den Tod eher finden kann als im Abenteuer.

Abschliessend möchte ich euch nicht vorenthalten, welches mehrtägige Bergabenteuer ich 2019 durchführen werde. Die Tour verläuft in Anlehnung an die berühmte Kaunergrat-Runde. Auf schwarzen Wegen gilt es den Gebirgsstock voller Mythen zwischen Kaunertal und Pitztal in Tirol zu entdecken.

  • Naturparkhaus Kaunergrat > Verpeilhütte

21,3 km | ∧ 1.608 hm| ∨ 1.172 hm

  • Verpeilhütte > Kaunergrathütte

5,5 km | ∧ 1.078 hm | ∨ 257 hm

  • Kaunergrathütte > Rüsselsheimerhütte

9,1 km | ∧ 735 hm | ∨ 1.221 hm

  • Rüsselsheimerhütte > Frischmannhütte

18,3 km | ∧ 1.737 hm | ∨ 1.870 hm

  • Frischmannhütte > Ludwigsburgerhütte

8,0 km | ∧ 784 hm | ∨ 1.036 hm

  •  Ludwigsburgerhütte > Jerzens Dorf

15,9 km | ∧ 1.201 hm | ∨ 2.033 hm

In diesem Sinne … euch allen Bergheil!

Euer Stefan

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