And the Oscar goes to …

Eine Befestigungsanlage aus der Renaissancezeit, erstmalig 1135 als « comes des Plassenberch» benannt (Quelle: Wikipedia). Das Wahrzeichen meiner Geburtsstadt. Bewusst schreibe ich hier nicht meiner Heimatstadt, denn was ist denn eigentlich Heimat? Und jetzt bloss nicht denken, «Heimat ist da, wo das Gefühl ist», alles Quatsch. Aber ich schweife ab! Eingangs erwähnte Location diente der Durchführung einer kirchlichen Zeremonie, genauer gesagt einer Hochzeit. Wer mich kennt, weiss, dass ich mit der Institution Kirche nicht viel am Hut habe, also dementsprechend war es auch nicht meine Hochzeit. Aber so viel sei geschrieben, ein Paar, aus meiner liebgewonnenen «die-bekam-ich-dazu-Familie» durften sich Gottes Segen für ein gemeinsames Leben offiziell abholen. Vorwegsagend erwähnt, in Sachen Vorbereitung und Durchführung meinen grössten Respekt an die beiden. Es war deutlich zu spüren, dass sich nicht nur das Hochzeitspaar, sondern auch die Gäste wohlfühlten.

Und da sind wir schon bei den Gästen. Mengentechnisch knapp im dreistelligen Bereich wurden Verwandte und Freunde auf die Burg geladen. Unterschiedlichste Menschen, welche mir logischerweise nicht bekannt waren, da sie nicht zur Fraktion der «die-bekam-ich-dazu-Familie» gehörten. Die Sitzordnung wurde dem Protokoll folgend eingehalten und so war der externe Kommunikationsaustausch ein Stück weit blockiert. Aber es gab drei Orte, wo ein solcher möglich war. Die Toilette, die Tanzfläche und der Raucherbereich!

Erstgenannte ist eigentlich ein Ort der Stille. Dies bezogen auf die Schallwellen, welche im oberen Bereich des menschlichen Körpers erzeugt werden. Trotzdem kommt hier das ein oder andere Gespräch zu Stande. Nicht so mein Ding, da ich es grundsätzlich bevorzuge, meinen Gesprächspartner anzuschauen. Und dies geht nicht, wenn eine Wand dazwischen ist oder wenn die stehende Variante meine vollste Aufmerksamkeit bedarf. Des Weiteren ist der verbale Austausch zwischen Mann und Frau in diesem Raum nicht wirklich möglich.

Wir kommen zur Tanzfläche! Die Band bestehend aus dem Brautvater und dessen Verwandtschaft, wurde mit ihrem Können den Liebhabern der schnellen Schritte gerecht. Klar, manchmal nicht wirklich überzeugende Interpretationen, wie z.B. «Celebration» von Kool & the Gang. Aber stets technisch auf der Höhe. Applaus! Ein wirkliches Highlight war jedoch ein Einsatz der Brautmutter. Passend zur Hochzeit, also u.a. auch zur Erlangung der Erkenntnis, dass «nichts anderes zählt», gab diese den Takt zu – na, was wohl – auf dem Schlagzeug vor. Lars Ulrich von Metallica hätte es nicht besser hinbekommen. Aber nun zurück zur Tanzfläche, bzw. dem Tanzen. Seit meiner Kriegsverletzung 1941 in Nordafrika habe ich bei dieser Art der körperlichen Betätigung Schmerzen im Kniebereich. Dennoch, wenn auch unter Schmerzen und mithilfe gewisser Getränke, welche nicht wirklich für die Löschung des Durstes geeignet sind, bewegte ich mich auf Parkett. Eins – Zwei – Step! Es ging, oder? Aber letztendlich auch nicht wieder der wirkliche Ort einer Kommunikation für mich. Wieder zu viel Konzentration!

Es bleiben aber ja noch die Raucher und deren zugewiesenes Séparée. Dieses befand sich in einem Teil des Hochgartens der Burg und war dementsprechend optisch sehr ansprechend. Ich selbst, seit gut 4,5 Jahren «Wieder-mal-Nichtraucher», genoss das Ambiente und den ein oder anderen Dialog zwischen den Menschen. Und genau einen will ich euch nicht vorenthalten. Zu später Stunde, jedoch noch vor der Mitternachts-Gulaschsuppe, steigen selbstleuchtende Luftballons in den nächtlichen Himmel. Verantwortlich für deren Lichtabgabe waren weisse LED`s, was auch im Rahmen der herrschenden Waldbrandgefahr sinnvoll gewesen ist. Am Himmel formatiert zogen die Ballons dann Richtung des Wohnortes vom Brautpaar. Wohl eher nicht geplant, aber very nice! Aber wir müssen zurück zum Start. Fast jeder hielt einen Ballon in der Hand und auf Kommando wurden diese gen Himmel entlassen. Und genau da setzt der gehörte Dialog an. Sie: « ich habe meinen schon losgelassen». Er: «Wie immer, du kommst zu früh». Stille. Eine Minute. Sie: «Schau da oben ein Stern». Anmerkung des Autors: Die dunkelhaarige Dame meinte damit ihren Ballon. Er: «Nein! Das ist der Luftballon, den du zu früh losgelassen hast». Brillant – ein Hoch auf den Gentleman im stilvollen Anzug. Drei, vier Sätze und man weiss Bescheid. Wie einfach doch alles ist.

Damit möchte ich auch zum Schluss kommen. Nein. Ein Ereignis sei noch genannt. Und zwar um eine Aufgabe, mit welcher jeder Gast konfrontiert worden ist. Gott sei Dank, nicht diese unsäglichen Gesellschaftsspiele, welche der Selbsterniedrigung dienen, sondern etwas aus meiner Sicht sehr Sinnvolles. Eingerollt in Form eines Loses lagen die jeweiligen Agenden (Plural von Agenda!) auf den Tischen. Beispiel einer solchen, war z.B. «mache ein Foto vom attraktivsten Mann im Saal!» Ich wurde ca. 100-mal fotografiert. Nein! Spass! Eine Aufgabe war wieder z.B., «mache ein Bild mit der Braut und allen Männern, welche an deinem Tisch sitzen!» So wurde erreicht und das war auch das Ziel dieser kurzweiligen Aktion, dass Bilder entstanden sind, welche so nicht entstanden wären. Genial! Irgendwann entstanden immer mehr Lücken in den Reihen und längst war ein neuer Tag angebrochen. Somit konnte auch die Frage aller Fragen relativ einfach beantwortet werden. Sie: «Weisst du noch, wann wir geheiratet haben?» Er: «Ja! Gestern!». Irgendwann stand der Fussmarsch zur Stadt an, da der eigens für dieses Event gebuchte Shuttleservice, irgendwo unterwegs war. Irgendwer ging im Zuge des Heimmarsches «lost», konnte später aber dann den Anschluss wiederfinden. Gegen fünf Uhr zusammen das letzte Bier auf der Terrasse der Ferienwohnung und dann schlossen sich meine Augen zu einem tiefen Schlaf. Abschliessen möchte ich den Artikel mit einem Zitat der alten Hebräer, welches zugleich der Trauspruch war:

Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen

Sehr passende Worte! Interessant ist jedoch auch der weitere Teil des Spruches, der da lautet:

.. und nicht verlassen unsre Versammlung, wie einige zu tun pflegen, sondern ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht!

In diesem Sinne … Ausführung!

Euer Stefan

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